22.03.21
Themenweg: Waldschäden Teil 1
Themenweg1
Themenweg2
Themenweg3

Themenweg1

Themenweg1
Themenweg2
Themenweg3

Themenweg2

Themenweg1
Themenweg2
Themenweg3

Themenweg3

Eine umfangreiche Beschreibung des von Ehrenvorsitzenden Günther Bender erkundeten Themenweges, entlang dessen die Waldschäden im Stadtwald Neu-Anspach verifiziert werden können, soll hier in den Neu-Anspacher Nachrichten in Fortsetzungsfolgen beschrieben werden. Hier in der Ausgabe April startet die dreiteilige Reihe:

Start des Themenweges wäre am Parkplatz am Steinchen (ca. 400 m ü. NN):

Der Weg führt zunächst auf dem Feldbergweg über den Klingenberg (592 m ü. NN) zu den Polnischen Köpfen entlang der sog. Langhals-Pferdskopf-Scholle, dessen Grundgestein überwiegend aus Taunusschiefer und Grau-wacke besteht, die aus Tonablagerungen in der Devonzeit vor etwa 400 Millionen Jahren entstanden sind. Von dort geht es zum Quellgebiet des Erlenbachs und weiter bis zum Einsiedler (606 m ü. NN) auf dem Taunuskamm Richtung Osten, der von dem Taunusquarzit geprägt ist, ein rötlich gefärbter, harter Sandstein aus Meeresablagerungen der Devonzeit im Erdaltertum (Paläozoikum). Vom höchsten Punkt am Übergang des Metzgerpfads zwischen der Gemarkung Anspach und der Obereschbacher Hohemark führt der Weg über den Metzgerpfad am Nordhang des Taunuskamms abwärts zur Talmühle und bis zum Ausgangspunkt am Steinchen zurück (ca. 3 Std.).

Besonders betroffen sind die Waldflächen, die mit der Fichte bestockt sind. Diese Holzart bildet meistens im Oberboden einen flach verlaufenden Wurzelteller und ist daher einerseits durch Windwurf gefährdet, aber auch besonders anfällig gegen Trockenheit. Hier am unteren Teil des Feldbergwegs sind

in dem Laub-Nadel-Mischwald die etwa 100-jährigen Fichten nach den zwei Dürrejahren 2018 und 2019 infolge des Borkenkäferbefalls mittlerweile fast alle abgestorben. Gesunde Bäume produzieren meistens so viel Harz, dass die Borkenkäfer darin regelrecht „ersaufen“. Zwei rindenbrütende Arten bedrohen insbesondere die Fichten. Der größere Buchdrucker befällt meistens nur ältere Bäume, und der kleine Kupferstecher bohrt sich überwiegend in die dünnere Rin-de der jungen Fichten ein. Mittlerweile wurden auf Initiative des 2019 gegründeten Fördervereins WaldLiebe Waldschutzprojekt Neu-Anspach im Stadtwald von dem Motorsägen-Künstler Simon Fischbach zahlreiche Holzskulpturen geschaffen – wie hier am Feldbergweg – als mahnendes Beispiel der Landschaftszerstörung infolge des Klimawandels.

Die Baumart Fichte war in früheren Jahrhunderten im Taunus und somit auch im Stadtwald von Neu-Anspach nicht heimisch. Nachdem bereits im 18. Jhd. eine geregelte Waldbewirtschaftung begann, wurde dann im Laufe des 19. Jhd. die Fichte auch im Gemeindewald Anspach eingebracht. Seit dem Mittelalter hatte der Wald nicht nur als Lieferant für Bau- und Brennholz eine große Bedeutung, er wurde auch als Weidewald für das Großvieh sowie Ziegen und Schafe genutzt, die durch Verbiss den Jungwuchs schädigten. Auch Schweine wurden in die damals vor-herrschenden Laubwälder getrieben, um sie mit Eicheln und Bucheckern zu mästen. Insbesondere die Streulaubnutzung im Herbst für die Viehställe hatte dem Waldboden wertvolle Nährstoffe entzogen. Dadurch war eine große Holzknappheit entstanden, und um diese zu beheben, wurden Nadelbäume wie die schnell wachsende Fichte zunächst durch Aussaat der Samen, und später durch Pflanzung in den Taunuswäldern heimisch.

Im weiteren Verlauf des Feldbergwegs durch den Klingenberg gab es im Bereich des sog. Rehköpfchens in der zweiten Hälfte des 20. Jhd. noch großflächige Fichtenbestände, die Mitte des 19. Jhd. entstanden waren. Doch bei dem verheerenden Unwetter am 18. Juni 1966 waren auch im Gemeindewald Anspach große Mengen dieser Fichten dem Sturm zum Opfer gefallen. Danach waren die Waldränder weiteren extremen Witterungsbedingungen schutzlos ausgesetzt, sodass im Laufe der Jahre diese wertvollen Altfichten abgeholzt wurden, die von den insgesamt vier Sägebetrieben in der Gemeinde Anspach verwertet werden konnten.

Im November 1968 war es während einer Kaltwetter-Periode von unter -10° C und Nebelbildung zu einer dicken Eisbildung an den Fichtennadeln gekommen, ein seltenes Phänomen, das auch hier am Rehköpfchen zu einem starken Eisbruch insbesondere an den Rändern der Altfichten führte.

Aber rechts und links des Feldbergweges entstanden teils durch natürliche Verjüngung oder Neuplanzungen wieder junge Fichtenbestände, die aber auch mit anderen Holzarten, bspw. mit Laubbäumen ergänzt wurden. Mittlerweile sind auch diese jungen Fichtenbestände vom Borkenkäfer bedroht, wie hier im oberen Teil des Feldbergweges an den Polnischen Köpfen und auf dem sog. Totenkopf. Hier standen die ältesten Fichten im Gemeindewald Anspach, die bereits Mitte des 19. Jhd. durch Fichtensaat entstanden waren, und die bei dem schweren Gewittersturm 1966 fast vollständig vernichtet wurden. Von den Polnischen Köpfen führt der Weg weiter durch das Kirchenbornstück, dessen Name vermutlich ebenso wie die Bezeichnung Klingenberg von der Wüstung Stahlnhain im oberen Erlenbachtal abgeleitet wird.

An der südlichen Grenze der Gemarkung Anspach liegt der Ringenkopf, auch als Klingenkopf oder Rebhühnerberg bezeichnet, mit 683 m ü. NN die höchste Erhebung des Gemeindegebiets. Doch hat es hier weitab von der Feldgemarkung keine Rebhühner gegeben, es waren Haselhühner, die kleineren Verwandten des Auerwildes, die Mitte des 19. Jhd. in diesem Gebiet ausgestorben sind.

Von der etwa 2000 ha großen Anspacher Gemarkungsfläche sind ca. 50 % mit Wald bestockt. Davon befinden sich knapp 700 ha im Besitz der ehemaligen Gemeinde Anspach. Doch liegen hier am Westhang des Klingenkopfs auch Flächen aus der ehemaligen Weiler Mark der Gemeinde Dorfweil sowie die sog. Brombacher „Suderwiese“, auf denen heute die Großgemeinde Schmitten das Nutzungsrecht hat, die aber die Grundsteuer an die Stadtkasse Neu-Anspach entrichtet. (Quelle: „Neu-Anspach Werden und Wirken“, Dr. E. Ernst 1974).

Die Fortsetzung der Beschreibung des Themenweges folgt im nächsten Heft Ausgabe Mai.