16.05.21
Themenweg: Waldschäden Teil 3
Themenweg Nr. 7
Themenweg Nr. 9

Themenweg Nr. 7

Themenweg Nr. 7
Themenweg Nr. 9

Themenweg Nr. 9

Eine umfangreiche Beschreibung des von Günther Bender erkundeten Themenweges, entlang dessen die Waldschäden im Stadtwald Neu-Anspach verifiziert werden können, wird hier in den Neu-Anspacher Nachrichten in Fortsetzungsfolgen beschrieben. Hier in der Ausgabe Juni lesen Sie den dritten und letzten Teil der Reihe:

Über den historischen Metzgerpfad trugen früher Handwerker und Händler, vermutlich auch Metzger, ihre Waren von Anspach über den Taunuskamm in die Städte und Dörfer im Vordertaunus. Im Zuge der Industrialisierung zogen seit dem 19. Jhd. die Arbeiter am frühen Montag-morgen nach Oberursel, um dort die Woche über insbesondere in der neu gegründeten Baumwollspinnerei zu arbeiten, und am späten Samstagabend kehrten sie wieder zurück nach Hause. Nachdem 1899 die Eisenbahnverbindung von Frankfurt durch eine Lokalbahn bis Hohe Mark ausgebaut worden war, konnten die Arbeiter von dort nach Heddernheim fahren, wo sie in den dortigen Kupferwerken arbeiteten, und auch dort übernachten konnten.

Am unteren Hangweg führt der Metzgerpfad weiter über einen schmalen, steilen Wurzelpfad durch den Gaulswald, ein etwa 90 ha großer Teil des Stadtwaldes Neu-Anspach rechts des Erlenbachs.

Der obere Teil des Gaulswalds war bis vor einigen Jahren von einem breiten Gürtel etwa 100-jähriger Fichten geprägt. Bereits seit den 90er Jahren hatten schwere Orkane wie Wiebke (1990), Lothar (1999) und Kyrill (2007) große Lücken in diese wertvollen Nadelholzbestände gerissen. Und nach den letzten beiden Dürreperioden hat der Borkenkäfer auch hier am Metzgerpfad ganze Arbeit geleistet. Doch der Uhu des Motorsägen-Meisters blickt hoffnungsvoll in die Zukunft (s. Foto), denn die Bucheckern dieser mächtigen alten Samenbuche, der sog. „Mutter des Waldes“, können auch eine naturgemäße Waldgesellschaft im Gaulswald wieder begründen.

Im unteren Bereich des Gaulswalds war bis etwa Mitte des vorigen Jahrhunderts die Eiche die dominierende Holzart, die aus dem Niederwald des früheren Eichen-Lohwaldes hervorgegangen war. Bis zu diesem Zeitpunkt war die Gemeinde Anspach mit über 200 ha einer der größten Waldbesitzer dieses Museumswalds. Der Niederwald entsteht aus Stockausschlag, d. h. die jungen Eichen wurden im Zeitraum von 20 bis 25 Jahren abgehauen, und am Wurzelstock bildeten sich neue Triebe. Die frische Rinde wurde zum Gerben von Leder genutzt, und das Holz wurde als Brennholz oder zum Anfertigen von Gartenmöbeln verwendet. Doch in der Nachkriegszeit hatte das Eichenholz keine große wirtschaftliche Bedeutung, es konnte fast nur noch als sog. Grubenholz zu niedrigen Preisen verkauft werden. So wurden in den 60er Jahren neben einigen Waldflächen im Langhals hier im Gaulswald etwa 15 ha Eichenwald abgeholzt und mit Fichten bepflanzt. Diese mittlerweile 50-jährigen Fichten sind infolge der Trockenheit und dem Borken-käferbefall vollständig abgestorben. Da eine Vermarktung z. Zt. nicht möglich ist, werden sie nicht gefällt, sie bleiben auf unbestimmte Zeit stehen. Die spannende Frage – wie wird sich die natürliche Flora in Zukunft entwickeln?

Im unteren Bereich des Gaulswalds führt der Metzgerpfad am Molkenborn vorbei, ein etwa 3 ha großes Wiesengelände, wo einst noch Seidelbast, Arnika und der Märzenbecher blühten, heute wird es überwiegend als Weideland genutzt. Hier befindet sich das Quellgebiet des Sommerbachs, einer der kleinen Nebenbäche, der unterhalb des Hessenparks in den Erlenbach mündet. Früher war von diesem Quellhorizont ein Teil des reichlich sprudelnden Wassers über einen Graben zu der Oberen Mühle im Stahlnhainer Grund geleitet worden.

Das Gelände etwas weiter oberhalb ist unter dem Flurnamen Schmittborn bekannt, wo einige Fundstellen von Kohlemeilern und Schlackenhalden auf die Waldschmieden in den vergangenen Jahrhunderten hinweisen. Für die Erzeugung von Holzkohle wurde überwiegend Weichholz verwendet, das in diesem feuchten und leicht moorigen Gelände reichlich zur Verfügung stand. Allerdings wurde die fertige Holzkohle nicht zu den Eisenhütten in das Lahn-Dillgebiet geliefert, der Roheisenstein wurde von dort in die Wälder gebracht und hier weiterverarbeitet.

(Quelle: „Neu-Anspach Werden und Wirken“, Dr. E. Ernst 1974)

Vom unteren Waldeingang am Metzgerpfad erreicht der Weg im Stahlnhainer Grund bei der Talmühle auf etwa 370 m ü. NN seinen tiefsten Punkt. Hier hat der Erlenbach von seiner Quelle auf der steilen Strecke durch eine enge „Talschlucht“ auf 220 Höhenmeter mehrere kleine Quellbäche auf-genommen. Der größte Zufluss kommt aus einer Quelle am sog. „Johannes-Zimmerplatz“ im Gaulswald, der sich nach etwa 300 m oberhalb der Wintermühle mit dem Erlenbach vereinigt. Nachdem er im Köpperner Tal den östlichen Taunus-Quarzitrücken durchbrochen hat, fließt er gemächlich weiter durch Friedrichsdorf und den Bad Homburger Stadtteil Obererlenbach. Bei Niedererlenbach fließt er zunächst durch das Frankfurter Stadtgebiet und mündet im Bad Vilbeler Stadtteil Massenheim nach etwa 30 km und einem Höhenunterschied von insgesamt 485 m in die Nidda.

Hier im oberen Erlenbachtal stehen heute noch fünf ehemalige Hofanlagen der insgesamt sieben alten Mühlen, die „Stahlnhainer Mühlen“. Es waren nachweislich ursprünglich Hammermühlen, später Getreidemühlen und teilweise auch Ölmühlen. Benannt sind die Mühlen wie auch der Flurname Stahlnhainer Grund nach der alten Siedlung „Stalhayn“, die im Mittelalter links des Erlenbachs existierte, und Ende des 14. Jhd. wüst gefallen war. Die damaligen Bewohner betrieben Landwirtschaft auf Ackerterrassen, die am Osthang unterhalb des Klingenbergs heute noch sichtbar sind. Ihre Haupttätigkeit aber bildete die Köhlerei und die Eisenverarbeitung, denn auch im oberen Erlenbachtal deuten zahlreiche Brennstellen und Schlackenhalden darauf hin. Vermutlich infolge politischer Veränderungen und der Ausbreitung von Krankheiten wie der Pest hatten die Bewohner der Siedlung Stahlnhain im ausgehenden Mittelalter ihre wirtschaftliche Grundlage verloren, ebenso wie die Mühlen am Erlenbach, die sich anschließend auf Mahlmühlen und Schneidemühlen umstellen mussten. (Quelle: „Neu-Anspach Werden und Wirken“, Dr. E. Ernst 1974).

Aus dem oberen Erlenbachtal führt der Weg auf der anderen Seite in einem leichten Anstieg wieder hinauf zum Ursgrund und weiter bis an den Ausgangspunkt am Steinchen, wo das Wanderheim des Taunusklubs nach insgesamt etwa 230 Höhenmeter oftmals zu einer gemütlichen Schlussrast einlädt.